Die Geschichte der Postkarte
Die Ansichtskarte hat eine große Vergangenheit und noch immer
eine vielversprechende Zukunft vor sich. Als in der ersten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Photographie erfunden
wurde, ahnte noch niemand etwas von den vielfältigen
Anwendungsmöglichkeiten. Nach einer Idee des späteren
Generalpostdirektors des Deutschen Bundes, Heinrich von Stephan, die
von dem österreichischen Professor für
Nationalökonomie, Dr. Emanuel Hermann, in Wien aufgegriffen
worden war, wurden von der österreichischen königlich
und kaiserlichen (K.u.K) Postverwaltung ab 1. Oktober 1869 die
sogenannten Korrespondenzkarten eingeführt und bis zum Ende
desselben Jahres schon über 3 Millionen mal verkauft. Genau ab
dem 22. September 1869 trat die Postkarte, vorläufig noch auf
20 Worte beschränkt, den Siegeszug um die Welt an.
Beleidigender, obszöner oder sonst wie unanständiger
Inhalt waren Grund zum Ausschluss von der Beförderung. Ab 1878
war die Postkarte durch den Weltpostvertrag in allen Kulturstaaten der
Erde ein Begriff. Vorerst diente eine ganze Seite der Karte
für die Adressierung, die Rückseite für die
Mitteilungen. Diese Rückseite wurde aber teilweise schon 1869
unerlaubterweise durch Aufdruck von Bildern
„zweckentfremdet“. Um 1900 kamen die ersten
Künstlerpostkarten auf den Markt und eine blühende
Ansichtskartenindustrie wurde ins Leben gerufen. Zur Jahrhundertwende
gab es schon einige Betriebe, die sich ausschließlich mit der
Herstellung von Ansichtskarten befassten. Einige von diesen Betrieben
hatten schon damals über 1.000 Arbeitskräfte
beschäftigt. Verschiedene Techniken zur Herstellung von
Ansichtskarten entwickelten sich im Laufe der Jahrzehnte. Am Beginn
stand die handkolorierte farbige Lithokarte, teilweise schon im
16-Farbendruck, gefolgt von der Phototypie, einer Art farbigen
Buchdrucks, der Lichtdruckkarte und der Photographie selbst weiterhin
gab es auch Holz- oder Stahlstiche und ebenso Radierungen. Nach dem 1.
Weltkrieg war vorerst die große Zeit der Ansichtskarte
vorbei. Mit der Einführung der Bromsilber-Rotationskopie
erlebte die Ansichtskarte einen neuen Höhenflug, welcher bis
nach dem 2. Weltkrieg anhielt. Um 1955 gab es einen neuen
großen Umbruch in der Ansichtskartenherstellung durch neuere
Druckverfahren. Der Übergang von der Photokarte mit allen
technischen Varianten zur gedruckten Ansichtskarte war vollzogen.
Zuerst im Buchdruck und einige Zeit später im Offsetdruck. Die
Ansichtskarte als Überbringer persönlich
geschriebener Botschaften wird sich sicher, wie auch das Buch,
gegenüber den elektronischen Medien weiter behaupten und
hoffentlich nie ganz aussterben.